| Veranstaltung: | 94. Landesschülerparlament |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | TOP 5 Leitantrag |
| Antragsteller*in: | LSV-Vorstand (dort beschlossen am: 27.10.2025) |
| Status: | Geprüft |
| Angelegt: | 19.11.2025, 08:27 |
LA1: Was bleibt, was wird – Wir schreiben Zukunft
Antragstext
Das Landesschüler*innenparlament möge beschließen:
Das aktuelle Grundsatzprogramm der LSV BS SH durch die folgenden Fassung zu
ersetzen:
"1. Bildungsgrundsätze und Schulorganisation
Bildung ist die Grundlage einer gerechten und demokratischen Gesellschaft.
Schule muss Raum für individuelle Entwicklung, kritisches Denken und gemeinsames
Lernen bieten. Eine moderne Bildungsorganisation muss gerecht, transparent und
frei von unnötiger Bürokratie sein. Ziel der LSV BS SH ist ein Schulsystem, das
alle Schüler*innen gleichermaßen befähigt, an einer solidarischen,
demokratischen Gesellschaft teilzuhaben.
1.1. Gerechte Leistungsbewertung
Wir fordern die Abschaffung der klassischen Schulnoten, da sie keine
individuellen und gerechten Leistungsbewertungen ermöglichen.
Stattdessen soll ein System eingeführt werden, das die persönlichen
Lernfortschritte und Kompetenzen der Schüler*innen differenziert abbildet und
zugleich Vergleichbarkeit sichert.
Zusätzlich sollen die mündlichen Noten durch transparente Bewertungsraster
ersetzt werden.
1.2. Abschaffung der Abiturprüfungen
Wir fordern die Abiturprüfungen als überholtes und unverhältnismäßiges
Bewertungssystem abzuschaffen.
Die Leistungen der Qualifikationsphase vollständig zur Ermittlung der
Hochschulreife heranzuziehen.
1.3. Schulsystem-Reform – Eine Schule für alle
Wir fordern die Abschaffung des zwei- bzw. dreigliedrigen Schulsystem zugunsten
einer gemeinsamen, inklusiven Gesamtschule, in der alle Schüler*innen bis zur
10. Klasse gemeinsam lernen.
1.4. Oberstufenreform – Spezialisierung schafft Fachkräfte
Wir fordern, dass alle Schüler*innen in der Oberstufe mehr Wahlmöglichkeiten
erhalten, in welchen Fächern Sie unterrichtet werden und welche Fachrichtung sie
anstreben. Die allgemeinbildenden Gymnasien sollen sich langfristig an den
beruflichen Gymnasien orientieren.
1.5. Zentrale Bildungsverwaltung
Wir fordern die Zentralisierung des Bildungssystems in Deutschland, um gleiche
Standards, faire Ressourcenverteilung und eine bundesweite Vergleichbarkeit
sicherzustellen.
1.6. Alle Lehrpläne zu Fachanforderungen
Wir fordern, dass sofort konsequent alle Lehrpläne zu Fachanforderungen
umgeschrieben werden, um den Fokus auf Kompetenzen zu legen.
1.7. Aktualisierte Fachanforderungen und Kompetenzorientierung
Wir fordern, dass Fachanforderungen regelmäßig überprüft und modernisiert
werden, um sie an gesellschaftliche, wirtschaftliche und digitale Entwicklungen
anzupassen.
Der Fokus muss auf Demokratiebildung, Nachhaltigkeit und praktischen
Lebenskompetenzen liegen.
1.8. Abbau von Kontrolle und Repression
Wir fordern, dass generelle Attestpflichten sowie pauschale Kontrollen an
Schulen verboten werden.
Schule muss auf Vertrauen, nicht Misstrauen basieren.
1.9. Verwaltungsmodernisierung und Digitalisierung
Wir fordern die digitale Transformation der Schulverwaltung: elektronische
Aktenführung, Online-Kommunikation, vereinfachte Antragsverfahren und
datenschutzkonforme digitale Schulplattformen.
1.10. Schulautonomie und Partizipation
Wir fordern, dass Schulen mehr pädagogische und organisatorische Autonomie
erhalten unter aktiver Mitbestimmung von Schüler*innen und Eltern.
2. Generelle Mitbestimmung und Schülervertretung
Demokratie beginnt in der Schule. Mitbestimmung bedeutet, dass Schüler*innen
aktiv an Entscheidungen beteiligt werden, die ihren Lern- und Lebensraum
betreffen. Eine starke Schüler*innenvertretung (SV, KSV, LSV) ist dafür
unerlässlich. Sie braucht rechtliche Absicherung, verlässliche Ressourcen und
echte Mitsprachemöglichkeiten auf allen Ebenen der Bildungspolitik.
2.1. Demokratische Mitbestimmung auf allen Ebenen
Wir fordern die Stärkung der demokratischen Mitbestimmung in allen Schulen – von
der Klassen- bis zur Landesebene.
Schüler*innen müssen in allen Gremien Antrags-, Rede- und Stimmrechte haben.
2.2. Gemeinsame Landesschüler*innenvertretung
Wir fordern eine gemeinsame Landesschüler*innenvertretung aller Schularten in
Schleswig-Holstein mit ausgewogener Vertretung der Interessen aller
Schüler*innen.
2.3. Verbindliche Finanzierung der Schülervertretungen
Wir fordern eine verbindliche Mindestfinanzierung:
– 500 € jährlich für jede Schul-SV,
– 5.000 € für jede Kreisschüler*innenvertretung und
– 100.000 € für die Landesschüler*innenvertretungen,
automatisch indexiert mit der Inflationsrate.
2.4. Freistellung und Anerkennung ehrenamtlicher Arbeit
Wir fordern gesetzlich verankerte Freistellungsansprüche für Mitglieder von SV,
KSV und LSV und eine Erhöhung der Ansprüche für Landesschüler*innen- und
Kreisschüler*innensprecher*innen.
Auch Arbeitgeber*innen müssen für den Einsatz von Berufsschüler*innen in der SV-
, KSV- und LSV-Arbeit Freistellung gewähren.
2.5. Unterstützungsstrukturen und Verbindungslehrkräfte
Wir fordern die Bereitstellung einer stellvertretenden
Landesverbindungslehrkraft und zwei Ausgleichsstunden für alle
Verbindungslehrkräfte pro Woche, vier für Kreisverbindungslehrkräfte.
2.6. Unabhängige Geschäftsstelle der LSV
Wir fordern eine räumlich und personell eigenständige Geschäftsstelle für die
Landesschüler*innenvertretungen Schleswig-Holsteins.
Diese muss unabhängig vom für Bildung zuständigen Ministerium arbeiten und darf
nicht unter der fachlichen Aufsicht abgeordneter Lehrkräfte stehen.
2.7. Verlässliche Kommunikation
Wir fordern regelmäßige, niedrigschwellige Austauschrunden zwischen dem für
Bildung zuständigen Ministerium (Schulaufsichten), LSVen und KSVen,
einschließlich der Hausspitze (Minster*in, Staatssekretär*in)
Für die SVen fordern wir regelmäßige Austauschtermine mit der jeweiligen
Schulleitung.
2.8. Rechtsschutz und Beschwerdemöglichkeit für Schüler*innen
Wir fordern die Einrichtung einer anonymen Meldestelle bei der Schulaufsicht, an
die Schüler*innen Verstöße und Fehlverhalten melden können.
Darüber Hinaus sollte stets sichergestellt werden, dass die Rechte von
Schüler*innen gewahrt werden.
2.9. Strukturierter Dialog mit dem SHIBB
Wir fordern, dass das Schleswig-Holsteinische Institut für Berufliche Bildung
(SHIBB) verpflichtet wird, vor grundlegenden Änderungen an Schulformen oder
Bildungswegen einen strukturierten Dialog mit Schulleitungen, Lehrkräften,
Schüler*innenvertretungen und Ausbildungspartner*innen zu führen. Dieser Diskurs
soll verbindlich dokumentiert und öffentlich einsehbar sein.
2.10. Landesweites Vernetzungsportal für die SVen
Die LSV BS SH fordert ein landesweiter digitales Schüler*innenvertretungsportal,
über das die SVen vor Ort Zugang zu einem Funktionspostfach, wichtigen
Informationen, Vernetzungsangeboten und SV- Materialien erhalten.
3. Unterricht und Lernqualität
Guter Unterricht ist das Herzstück jeder Schule. Lehrqualität entsteht durch
fachliche Kompetenz, pädagogisches Geschick und gute Rahmenbedingungen. Die LSV
BS SH setzt sich für modernen, praxisnahen, digitalen und gerechten Unterricht
ein, der Vielfalt fördert und individuelle Lernwege ermöglicht.
3.1. Angemessene Klassengröße und Unterrichtsversorgung
Wir fordern kleine Klassen und Lerngruppen.
Der Klassenteiler soll um mindestens 20%, am besten um 40% gesenkt werden, und
die Unterrichtsversorgung ist auf mindestens 110% zu erhöhen, um Ausfälle zu
vermeiden.
3.2. Qualifizierte und motivierte Lehrkräfte
Wir fordern, dass alle Lehrkräfte, insbesondere Quereinsteiger*innen, eine
umfassende pädagogische und medientechnische Ausbildung erhalten.
Außerdem müssen regelmäßige, verpflichtende Fortbildungen zu Pädagogik,
Inklusion, Gendergerechtigkeit, Digitalisierung und ihren Fachkompetenzen
garantiert werden.
3.3. Gerechter Einsatz und faire Arbeitsbedingungen
Wir fordern, dass Lehrkräfte ausschließlich in ihren Fachrichtungen eingesetzt
werden und angemessene Entlastung bei Prüfungen, Korrekturen und Klassenfahrten
erhalten. Dazu gehört ein Bereitschaftsgeld für mehrtägige Fahrten außerhalb der
regulären Arbeitszeit.
3.4. Lehrkräfte-Evaluation durch Schüler*innen
Wir fordern, dass Schüler*innen Lehrkräfte anonym evaluieren können. Die
Ergebnisse müssen veröffentlicht, im Kollegium besprochen, in den Konferenzen
behandelt und zur Qualitätsverbesserung genutzt werden.
3.5. Unterrichtsformen der Zukunft
Wir fordern zeitgemäße Unterrichtsformen wie Doppelstunden, betreute Lernzeiten,
Projektunterricht, Portfolioprüfungen und kooperative Lernformate.
Hausaufgaben in ihrer bisherigen Form sollen abgeschafft werden.
3.6. Faire Leistungsbewertung
Wir fordern eine faire und transparente Leistungsbewertung:
– anonyme Klausuren,
– Korrekturfristen von maximal 4 Wochen,
– nicht mehr als 4 schriftliche Leistungsnachweise pro Wochen und
– keine Prüfungen und Nachschreibetermine an Wochenenden.
3.7. Moderne Lehrmittel und Lernmittelfreiheit
Wir fordern die vollständige Lernmittelfreiheit für alle Bildungsgänge,
einschließlich Fachbücher, Tablets, branchenspezifisches Material und
Berufskleidung.
3.8. Digitale Schule
Wir fordern die flächendeckende digitale Ausstattung aller Schulen mit WLAN,
Smartboards, Endgeräten und sicheren Lernplattformen.
Schulen dürfen dabei keine personenbezogenen Nutzerdaten speichern.
3.9. Medien und Nachrichtenkompetenz
Wir fordern die verbindliche Integration von Medienbildung, Quellenkritik und
digitaler Verantwortung in allen Fachanforderungen.
3.10. Unterrichtsqualität sichern und überprüfen
Wir fordern einen unabhängigen “Schul-TÜV”, der Schulen regelmäßig evaluiert und
die Ergebnisse transparent veröffentlicht.
3.11. Von der Befehlskette zur Beziehungskultur
Wir fordern, dass im Vorbereitungsdienst sowie in der Lehrkräfteausbildung an
Berufsschulen verpflichtende Module zu Machtkritik, Hierarchien im
Bildungssystem und feministischer Pädagogik eingeführt werden. Dabei soll
insbesondere die Reproduktion patriarchaler, autoritärer Strukturen im
Schulalltag reflektiert und dekonstruiert und die Partizipation erhöht werden.
3.12. KI – Kritische Insights
Wir fordern landesweite und bildungsgang-/fachspezifische Regelungen zur Nutzung
künstlicher Intelligenz im Unterricht und bei Klausuren.
Außerdem sollen KI-Tools aktiv in den Unterricht integriert und dort auch
inhaltlich, pädagogisch und datenschutzkonform behandelt werden.
3.13. Weltverständnis statt Indoktrinierung
Wir fordern die Streichung von Religions- und Philosphieunterricht. Ersetzend
soll Weltverständnis als Fache geschaffen werden, welches nicht nur die Elemente
von Ethik, kritisches Hinterfragen und Verständnis der Weltreligion und
Grundsätze des philosophischen Denkens behandelt. Dazu soll eine entsprechende
Fachanforderung geschaffen werden.
4. Soziale Gerechtigkeit und Finanzierung
Bildung ist ein Grundrecht und darf nicht vom Einkommen, sozialen Hintergrund
oder Wohnort abhängen. Soziale Gerechtigkeit im Bildungssystem bedeutet, dass
alle Schüler*innen unabhängig von ihrer Lebenslage die gleichen Chancen auf
Erfolg und Teilhabe haben. Dazu gehören finanzielle Unterstützung,
Lernmittelfreiheit und eine faire Ausbildungsförderung.
4.1. Bildung ohne finanzielle Barrieren
Wir fordern, dass Zugang zu Bildung in Schleswig-Holstein vollständig kostenfrei
ist – von der Kita bis zur Hochschule.
Elternbeiträge zu Klassenfahrten, Lernmitteln, Prüfungen oder verpflichtenden
Schulaktivitäten müssen abgeschafft werden.
4.2. Gerechte Ausbildungs- und Studienfinanzierung
Wir fordern die finanzielle Gleichstellung von Ausbildungs- und Studienplätzen –
gleiche Chancen, gleiche Unterstützung.
4.3. Elternunabhängiges und gerechtes BAföG/BAB
Wir fordern, dass BAföG und BAB elternunabhängig, geschwisterunabhängig und
unbürokratisch gewährt werden.
Anträge sollen digitalisiert, vereinfacht und sozial gerechter gestaltet werden.
4.4. Faire Vergütung für Ausbildung und Praktikum
Wir fordern eine gesetzliche Mindestvergütung für Ausbildungen und Praktika, die
mindestens dem gesetzlichen Mindestlohn entspricht.
4.5. Kostenlose Unterbringung für Berufsschüler*innen
Wir fordern, dass Berufsschüler*innen, die aufgrund ihres Ausbildungsortes
längere Schulwege haben, Anspruch auf kostenfreie Unterbringung oder
Wohnraumförderung erhalten.
4.6. Keine Kürzung im Bildungswesen
Wir fordern, dass der Bildungsetat des Landes nicht gekürzt, sondern langfristig
ausgebaut wird.
Lehrkräfte-Abbau ist sofort zu stoppen.
4.7. Bildungsgerecht finanzieren – Zukunft ermöglichen
Wir fordern, dass die Schulfinanzierung bundesweit gleichgestellt und von der
regionalen Wirtschaftskraft unabhängig gestaltet wird.
4.8. Staatlich geförderte Innovationsfonds
Wir fordern die Einrichtung eines Innovationsfonds, der Schulen ermöglicht,
innovative Projekte und Konzepte eigenständig zu entwickeln und umzusetzen.
4.9. Steuerliche Entlastungen für Bildungsgüter
Wir fordern die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel sowie auf
Lern- und Unterrichtsmaterialien.
4.10. Kostenlose Sprachzertifikate
Die volle Übernahme der Kosten für anerkannte Sprachzertifikate durch
öffentliche Mittel für alle Schüler*innen
5. Nachhaltigkeit und Mobilität
Nachhaltigkeit ist ein zentraler Bildungsauftrag. Schulen müssen Lernorte sein,
die ökologisches Bewusstsein, Verantwortung und zukunftsorientiertes Handeln
fördern. Mobilität, Energieverbrauch und Verpflegung sind dabei ebenso wichtig
wie Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Die LSV BS SH setzt sich für ein
klimafreundliches, nachhaltiges und sozial gerechtes Schulsystem ein.
5.1. Bildung für nachhaltige Entwicklung
Wir fordern, dass Bildung für nachhaltige Entwicklung in allen Fachanforderungen
verbindlich verankert wird.
Schüler*innen sollen befähigt werden, ökologische, soziale und ökonomische
Zusammenhänge kritisch zu reflektieren und verantwortungsvoll zu handeln.
5.2. Nachhaltige Schulgebäude und Beschaffung
Wir fordern, dass alle Schulen nach energieeffizienten, ökologischen und
barrierefreien Standards saniert oder gebaut werden.
Nachhaltige Materialien, Klimafreundliche Heizsystem und ressourcenschonende
Beschaffung sollen verpflichtend sein.
5.3. Kostenfreie, tragbare und digitale Schulmobilität
Wir fordern eine moderne, umweltfreundliche und digitale Schulmobilität:
– Kostenlose Nutzung des ÖPNV für alle Schüler*innen,
– Ausbau und Taktverdichtung von Bus und Bahn sowie Reaktivierung stillgelegter
Bahnlinien,
– barrierefreie Zugänge und sichere Fahrradwege,
– kostenloses WLAN in Verkehrsmitteln und intelligentes Entschuldigungssystem
bei ÖPNV-bedingten Verspätungen.
5.4. Nachhaltige Digitalisierung
Wir fordern, dass bei der Digitalisierung der Schulen Nachhaltigkeit mitgedacht
wird – etwa durch effiziente Soft- und Hardware, energiesparende und -bewusste
Nutzung, langlebige Geräte und Recyclingprogramme.
Besonders soll die Digitalisierung aber auch bei Schüler*innen einen
nachhaltigen Kompetenzerwerb hervorbringen.
6. Politische Bildung
Politische Bildung ist die Grundlage einer lebendigen Demokratie. Schule hat den
Auftrag, junge Menschen zu selbständigem Denken, kritischem Hinterfragen und
verantwortungsvollem Handeln zu befähigen um mündige Bürger*innen zu schaffen.
Politische Bildung muss daher fächerübergreifend stattfinden, Demokratie
erlebbar machen und vor Extremismus sowie Diskriminierung schützen.
6.1. Politische Bildung als Kernaufgabe der Schule
Wir fordern, dass politische Bildung und Demokratieverständnis als fester
Bestandteil aller Fachanforderungen und Bildungsgänge verankert werden.
Dazu gehört die Förderung von Medien-, Diskussions- und Beteiligungskompetenzen
sowie die Stärkung des Verständnisses für Grundrechte, Gerechtigkeit und
gesellschaftliche Teilhabe.
6.2. Eigenständige Fächer: Politik- und Geschichtsunterricht
Wir fordern die Einrichtung der eigenständigen Fächer “Politik” und “Geschichte”
an allen berufsbildenden Schulen, welche regelmäßig, mit mindestens 2
Wochenstunden und praxisnah unterrichtet werden.
6.3. Demokratiebildung im Schulalltag
Wir fordern, dass Schulen demokratische Entscheidungsprozesse erlebbar machen –
etwa durch eine gestärkte Schülervertretung, Beteiligungsprojekte und
Wahltrainings.
Lehrkräfte sollen für Demokratiepädagogik qualifiziert und Schüler*innen zur
aktiven Mitwirkung ermutigt werden.
Der Beutelsbacher Konsens sollte stets als Vorbild gelten.
6.4. Erinnerungskultur und historische Verantwortung
Wir fordern, dass jede*r Schüler*in während der Schulzeit mindestens einmal eine
Gedenkstätte des Nationalsozialismus besucht.
Der Geschichtsunterricht soll die Auseinandersetzung mit Antisemitismus,
Rassismus und totalitären Systemen fördern und Bezüge zur Gegenwart herstellen.
6.5. Aufklärung über Extremismus und Diskriminierung
Wir fordern umfangreiche Aufklärung über alle Formen von Extremismus,
insbesondere Rechtsextremismus, Antisemitismus, Sexismus und
Queerfeindlichlkeit.
Schulen müssen aktiv und transparent gegen jede Form gruppenbezogener
Menschenfeindlichkeit vorgehen.
6.6. Konsequenzen bei verfassungsfeindlichen Verhalten
Wir fordern, dass Lehrkräfte, die gegen die freiheitliche-demokratische
Grundordnung handeln oder Mitglieder rechtsextremer Organisationen (u.a. die
AfD) sind, aus dem Schuldienst entfernt werden.
6.7. Mitbestimmung auch auf Landesebene
Wir fordern, dass im Land Schleswig-Holstein zur Förderung der Mitbestimmung von
Kindern und Jugendlichen, sowie als Instrumente der politischen Bildung ein
Landesjugendbeirat unter Einbeziehung der großen Jugendverbände und
Jugendvertretungen, sowie der LSVen im Land gebildet wird.
6.8. Europäische und globale politische Bildung
Wir fordern die Schaffung einer Europäischen Zentrale für politische Bildung
(EZPB).
Ebenfalls sollen im Politikunterricht europäische und internationale
Zusammenhänge stärker integriert werden, um globale Verantwortung und
Solidarität zu fördern.
6.9. Projekttage als Mittel der politischen Bildung
Wir fordern die Einführung von mindestens zwei verpflichtenden Projekttagen pro
Schuljahr an berufsbildenden Schulen, die sich mit aktuellen politischen und
gesellschaftlichen Themen beschäftigen.
7. Lebensraum Schule
Schule ist mehr als ein Lernort – sie ist Lebensraum, sozialer Treffpunkt und
Ort der Persönlichkeitsentwicklung. Damit sich Schüler*innen wohlfühlen und
entfalten können, braucht es gute Ausstattung, Inklusion, Gleichstellung,
Gesundheitsförderung und eine Kultur des Respekts. Die LSV BS SH setzt sich für
Schulen ein, die sicher, inklusiv, barrierefrei und wertschätzend sind.
7.1. Schule als Ort des Wohlbefindens
Wir fordern, dass Schulen Orte sind, an denen sich alle Beteiligten sicher,
respektiert und wohl fühlen.
Dazu gehören Rückzugsräume, Ruhebereiche, gesunde Lernbedingungen und eine
offene, wertschätzende Schulkultur.
7.2. Ausstattung und Schulräume
Wir fordern ergonomisches Mobiliar, ausreichende Schließfächer, funktionale
Arbeitsräume, digitale Infrastruktur und moderne Mensen an allen berufsbildenden
Schulen.
7.3. Schulverpflegung und Gesundheit
Wir fordern die kostenlose Bereitstellung gesunder, ausgewogener Mahlzeiten mit
veganen, vegetarischen und halal- zertifizierten Optionen.
Zudem sollen Schulen Konzepte zur Bewegung, Ernährung und mentaler Gesundheit
verankern.
7.4. Inklusion und Teilhabe
Wir fordern, dass Schulen konsequent inklusiv gestaltet werden – baulich,
organisatorisch und pädagogisch.
Jede Schule muss barrierefrei zugänglich sein und individuelle
Nachteilsausgleiche anbieten.
7.5. Individuelle Förderung und Nachteilsausgleich
Wir fordern transparente und einheitliche Regelungen für Nachteilsausgleiche
sowie individuelle Förderkonzepte für Schüler*innen mit Beeinträchtigungen,
Teilleistungsstörung (z.B. LRS, Dyskalkulie etc.) oder besondere Begabungen.
Alle Maßnahmen sollen frühzeitig, nachvollziehbar und diskriminierungsfrei
umgesetzt werden.
7.6. Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt
Wir fordern, dass alle Schulen ein diskriminierungsfreies Umfeld für queere,
trans* und nicht-binäre Personen schaffen.
Dazu gehören auch die Anerkennung des dgti-Ergänzungsausweises sowie die
konsequente Nutzung des gewählten Namens.
7.7. Gleichstellung und gendergerechte Bildung
Wir fordern, dass Lehrkräfte verpflichtend auf geschlechtergerechte Sprache und
Darstellungsformen achten.
Das Thema “Gendergerechtigkeit“ ist verbindlich in den Fachanforderungen,
insbesondere im Deutschunterricht, zu verankern.
7.8. Sensibilisierung und Prävention
Wir fordern verpflichtende Fortbildungen für Lehrkräfte zur Antidiskriminierung,
Mental Health und Gewaltprävention.
Schulen sollen Konzepte für einen achtsamen Umgang mit psychischen Belastungen
entwickeln.
7.9. Hygiene, Privatsphäre und Grundbedürfnisse
Wir fordern ausreichend genderneutrale Toiletten, kostenfreie
Menstruationsprodukte und sichere Trinkwasserversorgung an allen Schulen.
7.10. Kommunikation und Partizipation im Schulalltag
Wir fordern, dass Informationsflüsse zwischen Schüler*innen, Lehrkräfte und
Schulleitung verbindlich und transparent geregelt werden.
7.11. Religiöse und kulturelle Bedürfnisse
Wir fordern, dass an allen Schulen Gebetsräume eingerichtet werden und religiöse
Feiertage respektiert werden.
7.12. Schüler*innen Meinung durch und durch
Schüler*innen aktiv in die Planung und Durchführung von Schulfahrten und anderen
Veranstaltungen mit einbezogen werden.
7.13. Schule als Schutzort
Die LSV BS SH fordert verpflichtende Schutzkonzepte gegen sexualisierte Gewalt
für alle berufsbildenden Schulen und Ausbildungsbetriebe in Schleswig-Holstein.
Dazu gehören Präventionsworkshops, geschulte Ansprechpersonen und vertrauliche
Beschwerdewege. Diese sind verbindlich im Curriculum zu verankern, jährlich zu
behandeln und im Rahmen schulinterner Evaluationen regelmäßig zu überprüfen
8. Bundesweite und Internationale Schule
Bildung endet nicht an Landesgrenzen. Schüler*innen brauchen Austausch,
Kooperation und gemeinsame Stimme – national wie international. Die LSV BS SH
setzt sich dafür ein, dass Schüler*innenvertretungen bundesweit vernetzt sind
und internationale Bildungsprojekte gefördert werden, um globale Perspektiven
und Solidarität zu stärken.
8.1. Inhalte demokratisch sichern
Wir fordern, dass die Satzungen bundesweiter Zusammenschlüsse sicherstellen,
dass inhaltliche Anträge beraten und demokratisch nach dem Mehrheitsprinzip
abgestimmt werden.
8.2. Schüler*innengremium wie KMK
Wir fordern, dass die Bundesschülerkonferenz sich stärker an der Struktur und
Arbeitsweise der Kultusministerkonferenz orientiert, um eine gleichwertige
Vertretung der Schüler*innen Interessen zu erreichen.
8.3. Mehr Internationaler Austausch
Wir fordern, dass internationale Austauschprogramme für Schüler*innen und
Lehrkräfte stärker gefördert und ausgebaut werden.
8.4. Partnerschulen für Europa
Wir fordern, dass Partnerschaften zwischen Schulen im In- und Ausland aktiv
unterstützt werden, um interkulturelle Kompetenz und europäisches Bewusstsein zu
fördern.
8.5. Internationale Kosten? Gesichert!
Wir fordern, dass berufliche Austauschprogramme und Praktika im Ausland
finanziell unterstützt werden.
8.6. Europa in den Unterricht
Wir fordern, dass europäische und internationale Bildungsinitiativen aktiv in
den Unterricht integriert werden, um globale Verantwortung und Friedensbildung
zu fördern.
8.7. Finanzielles für Soziales
Wir fordern die finanziellen Mittel für die unterschiedlichen Formen der
sozialen Dienste (FSJ, BFD, etc.) zu erhalten und langfristig auszubauen."
Begründung
1. Aufräumen und Strukuren schaffen
Das bisherige Grundsatzprogramm ist über viele Jahre gewachsen und enthält zahlreiche Wiederholungen, Vermischungen auf verscheidener Ebene sowie teils überholte Formulierungen. Das neue Grundsatzprogramm räumt diesen Wildwuchs auf: Inhalte wurden gesichtet, zusammengeführt, klarer strukturiert und sprachlich vereinheitlicht. Das Ergebnis ist ein nachvollziehbares, verrständliches und stringentes Zukunftsdokument.
2. Redundanzen abbauen
An vielen Stellen gab es inhaltliche Doppelungen oder Feorderung, die bereits an anderere Stelle der Beschlusslage geregelt waren. Im neuen Grundsatzprogramm wurden diese Redundanzen konsequent gestrichen oder zusammengeführt. Dadurch wird das Programm nicht nur kürzer und kompakter, sondern auch deutlich klarer in seiner Botschaft.
3. Aktualisierung
Seit Änderungen am Grundsatzprogramm nachzuvollziehen sind, hat sich die schulische Realität stark verändert: Digitalisierung, Fachkräftemangel, psychische Belastungen, gesellschaftliche Spannungen und Entwicklungen in den Grundsätzen von Bildung und Politik erfordern neue Antworten. das neue Grundsatzprogramm stellt genau das sich, dass die LSV BS SH diesen aktuellen Herausforderungen präxise und zeitgemäß begenet.
4. Zukunftsfähigkeit
Ein Grundsatzprogramm soll den zukünftigen Weg weisen. Das neue GSP orientiert sich daher nicht an den Problemen der Vergangenheit, sondern an den Anforderungen der kommenden Jahre: nachhaltige Bildung, digitale Kompetenz, chancengerechte Bildung, moderne Mitbestimmung sowei zeitgemäße Unterrichts- und Schulstrukuren. Damit legt die LSV BS SH die Grundlage für eine langfristige, progressive Bildungspolitik.
5. Trennung zwischen Grundsatzprogramm und Beschlusslage
Das bisherige Grundsatzpogramm vermischte häufig grundsätzliche Leitlinien mit konkreten Forderung, die besser in der aktuellen Beschlusslage aufgehoben sind. Im neuen GSP wurde bewusst eine klare Trennung vorgenommen:
- Das Grundsatzprogramm formuliert Werte, langfristige Leitlinien und Grundüberzeugungen
- Die Beschlusslage regelt konkrete, kurzfristige Forderungen und politische Maßnahmen.
Damit wird die LSV BS SH strategisch schärfer, politisch professioneller und nach außen deutlich verständlicher.
6. Frischer Wind für frische Ideen
Ein neues Grundsatzprogramm ist mehr als eine Überarbeitung, es ist ein Aufbruch. Die neue Fassung bringt frische Impulse, neue Perspektiven und Ideen, die den aktuellen Herausforderungen gerecht werden. Die Inhalte spiegel die Energie und Motivation der aktiven Schüler*innenvertretung wider und geben dem politischen Engagment der kommenden Jahre einen neuen Schwung.
